Neu: Unterzuckerung – Hypoglykämie

Unterzuckerung (Hypoglykämie) – erste Anzeichen und erste Hilfe
Bei einem Patienten mit Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) kann es trotz sorgfältiger Tabletten- oder Insulin-Einstellung zu einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) kommen. In diesem Fall ist der Blutzuckerspiegel einfach zu niedrig (unter 50 mg/dl oder 2.7 mmol/l) und es kommt aufgrund des Zuckermangels in den Gehirnzellen zu Symptomen, die bis zum Bewusstseinsverlust führen können.
Mögliche Ursache für Unterzuckerungen sind:
zu wenig Kohlenhydrate gegessen
zu starke körperliche Anstrengung
zu viel Insulin gespritzt oder
zu viele blutzuckersenkende Tabletten eingenommen
zu hoher Alkoholkonsum (Alkohol kann auch noch nach zwölf Stunden zu niedrigen Blutzuckerwerten führen), ferner in seltenen Fällen auch;
Übergewicht mit beginnender Insulinresistenz unter körperlicher Belastung

Anzeichen der Unterzuckerung sind:
Heißhunger
Schweißausbruch
Herzklopfen
Blutdruckerhöhung bis zur Blutdruckkrise (Ausschüttung von gegenregulatorischen Stresshormonen!)
Angst und Unruhe
Konzentrationsmangel
Schläfrigkeit
Srach- oder Sehstörungen
Wesensänderungen
Krämpfe

Bei sehr starkem Absinken des Blutzuckers kann es zur Bewusstlosigkeit kommen.

Therapie bei akuter Unterzuckerung:
Bei den ersten Anzeichen essen oder trinken Sie sofort etwas Zuckerhaltiges, z. B. drei bis fünf Täfelchen Traubenzucker oder ein Glas Cola, Limonade oder Saft (Achtung: jedoch keine Light-Getränke, da kalorienfrei! ). Um ein erneutes Absinken des Blutzuckerspiegels zu vermeiden, nehmen Sie anschließend eine belegte Scheibe Brot oder ähnliches zu sich. Kontrollieren Sie, wenn Sie sich wieder etwas wohler fühlen, Ihren Blutzucker und tragen Sie das Ergebnis in ihr Tagebuch ein.
Besprechen Sie den Grund für die Unterzuckerung beim nächsten Arztbesuch.

Wann Sie fremde Hilfe brauchen:
Bei einer schweren Unterzuckerung können Sie das Bewusstsein verlieren. In diesem Fall ist es wichtig, dass Ihre Angehörigen, Freunde oder Bekannten Ihnen richtig helfen können.  Führen Sie daher einen Notfallausweis mit, aus dem ersichtlich ist, dass Sie Diabetiker sind!!
Das wichtigste Mittel bei der schweren Unterzuckerung war bisher Glucagon (Glucagen Hypokit ®) das ebenfalls wie Insulin subkutan gespritzt wird. Ihre Angehörigen sollten sich mit der Handhabung dieses Notfall-Sets  vertraut machen.

Neuheit 2023: Deutlich einfacher in der Anwendung als Notfallmedikament durch Helfer ist das nasale Glucagon als Einzeldosis-Applikator Baqsimi 3mg (R); Hersteller Lilly;
es wird innerhalb weniger Minuten über die Nasenschleimhaut aufgenommen; es kann vom Patienten ungekühlt mitgeführt werden.

Vorbeugung der Unterzuckerung:
Nehmen Sie in jedem Fall immer Traubenzucker für unterwegs mit. Kontrollieren Sie regelmäßig ihre Blutzuckerwerte.
Essen sie vor körperlicher Belastung bitte zusätzlich zwei Broteinheiten
Längere körperliche Anstrengungen können eine Senkung der Insulindosis erforderlich machen. Besprechen Sie dieses vorher mit ihrem Hausarzt .
Halten Sie Ihren Ernährungsplan ein und beachten Sie die Wirkungen von Alkohol.
Erhöhen Sie keineswegs eigenmächtig Ihre Insulin- und Tablettendosis wenn Sie dieses nicht mit ihrem Arzt zuvor besprochen haben.
Beachten Sie, dass Sie die Tabletten und Insulindosis aber unbedingt reduzieren müssen, wenn sie z. B. aus Krankheitsgründen nicht ausreichend essen können. Im Zweifel nehmen Sie lieber einen höheren Blutzucker in Kauf als eine schwere Unterzuckerung.
Wenden Sie sich gegebenenfalls rechtzeitig an Ihren Hausarzt bzw. den Notdienst, um die Dosisänderung von Medikamenten bei akuten Erkrankungen zu erfragen.

Klären Sie insbesondere rechtzeitig vor geplanten ärztlichen Eingriffen und Untersuchungen, bei denen Sie nüchtern bleiben müssen, wie Sie sich bezüglich Ihrer Tabletten- und Insulin Dosis verhalten müssen.

Nachweis eines Diabetes; Diagnostik wiederkehrender Unterzuckerungen
Auffällig erhöhte BZ Werte sowohl nüchtern, aber auch postprandial, erhöhter HbA1c-Wert sind die Warnsymptome.  GGF auch Glukosurie (Zucker im Urin). Bei fehlender Nahrungsaufnahme/körperlicher Betätigung Auftreten von Unterzuckerung infolge Störung der Glukosefeinregulation/Insulinsekretion.  Weitere Abklärung s.unten. 

Wiederkehrende Unterzuckerung ohne bisherigen Nachweis eines DM2:
Kann heutzutage durch eine 14 tägige CGM Messung (kontinuierliche Glukose-Messung mittels Mess-Sonde am Oberarm) sehr elegant diagnostiziert werden.  Es liegt dann i.d.R . eine Insulinresistenz mit beginnendem metabolischen Syndrom vor; DD wäre auch an erhöhte Insulinspiegel im Rahmen eines Insulinoms zu denken.
Diagnostische Bestimmung des Nüchtern-Blutzuckers, HBA1c, Insulinspiegel nüchten und ggf. 1 und 2h nach Glukosebelastung; Berechnung des Homa-Index als Marker für eine Insulinresistenz; Cortisolspiegel, Bestimmung des C-Peptids als Marker der körpereigenen Insulinsekretion;
Bei Vd.a. Typ 1 Diabetes (Autoimmun-KH) auch Insulin Antikörper, IA-2-AK; ICA Inselzell-AK,  GAD AK, Pankreaszell-AK.
Ein Glukosebelastungstest kann in Einzelfällen zur Diagnostik noch sinnvoll sein, z.B. z. Nachweis eines Schwangerschaftsdiabetes, ist in den meisten anderen Fällen durch die sehr genaue HBA1c-Bestimmung und die anderen obigen Werte i.d.R. entbehrlich.


© Dr. C. Keller – 03.06.2023

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